Meilenstein beim Ausbau des ÖPNV Feierliche Vertragsunterzeichnung mit Škoda zur Lieferung von 22 neuen Straßenbahnen
Anfang Mai hatte der Aufsichtsrat der Mainzer Stadtwerke AG in einer Sondersitzung mit dem Aufsichtsrat der Mainzer Verkehrsgesellschaft der Beschaffung von 22 neuen Straßenbahnen durch die MVG zugestimmt. "Als nachhaltig agierendes kommunales Unternehmen sind wir in der Energie- und Wärmewende aktiv und dazu zählt natürlich auch die Verkehrswende", verdeutlichte der Stadtwerke-Vorstandsvorsitzende Daniel Gahr. Diese sei aber ohne einen gut ausgebauten Öffentlichen Personennahverkehr nicht möglich. Gahr: "Straßenbahnen sind dabei gegenüber Bussen eindeutig im Vorteil, weil sie komfortabel, schnell, umweltfreundlich und leistungsfähig sind." Gleichzeitig machte er deutlich, dass die Neubeschaffung von 22 Straßenbahnen mit einem Investitionsvolumen von mehr als 100 Millionen Euro auch für ein finanzstarkes Unternehmen wie die Mainzer Stadtwerke AG ein finanzieller Kraftakt ist. Gahr: "Daher sind wir sehr dankbar, dass die Stadt und das Land Rheinland-Pfalz uns hierbei finanziell unterstützen."
Wie bereits berichtet, hatte die Stadt Mainz im Doppelhaushalt für das Jahr 2024 einen Investitionskostenzuschuss von 12 Millionen Euro eingestellt. Dieser Betrag wurde in das Jahr 2025 übertragen und steht damit für den Kauf der neuen Fahrzeuge zur Verfügung. Die Finanzierung der neuen Bahnen sichert zum Großteil die Mainzer Stadtwerke AG. Zudem gibt es neben dem Zuschuss der Stadt Mainz eine finanzielle Unterstützung von fünf Millionen Euro des rheinland-pfälzischen Mobilitätsministeriums zur Förderung innovativer Komponenten an den neuen Straßenbahnen.
Die neuen Fahrzeuge werden 22 der heutigen Straßenbahnen ersetzen, die derzeit noch für die MVG im Einsatz sind: Sechs Hochflurfahrzeuge (M8C von DÜWAG) Baujahr 1984, die mehr als 40 Jahre alt sind und 16 Niederflur-Straßenbahnen des Typs GT6M-ZR von ADtranz aus dem Jahr 1996.
Für die Mainzer Verkehrsgesellschaft bringt die Bestellung und Lieferung der modernen Fahrzeuge eine ganze Reihe von Vorteilen, verdeutlichen die beiden MVG-Geschäftsführer Jochen Erlhof und Florian Wiesemann. "Die neuen Bahnen gewährleisten mittel- und langfristig einen zuverlässigen Straßenbahnbetrieb in Mainz. Mit den bisher eingesetzten Fahrzeugen wäre das auf Dauer nicht mehr möglich gewesen." Gleichzeitig helfen die Škoda-Fahrzeuge mit ihrer Länge von mehr als 43 Metern und der deutlich größeren Fahrgastkapazität, die weiter steigenden Fahrgastzahlen in den kommenden Jahren zu bewältigen. Die Fahrgastzahlen der MVG erreichten im vergangenen Jahr wieder den Rekordwert von rund 56,9 Millionen aus dem Jahr 2019 vor Corona. Für den ÖPNV in Mainz spielt die die Straßenbahn eine zentrale Rolle, denn die Schienenfahrzeuge sind zuverlässig und komfortabel unterwegs. Dank weitgehend eigener Gleistrassen ermöglicht die Straßenbahn außerdem rasche Fahrzeiten und ist bei den Fahrgästen überaus beliebt.
"Die Straßenbahnsysteme sind in den großen Städten das Rückgrat des ÖPNV.", erklärt die rheinland-pfälzische Klimaschutz- und Mobilitätsministerin Katrin Eder. "Sie übernehmen einen Großteil der innerstädtischen Erschließung und sind für die
einbrechenden Verkehre aus dem Umland mit Zug und Bus zudem ein wichtiger Bestandteil für die sogenannte ,letzte Meile, etwa für den Weg vom Bahnhof bis zum Arbeitsplatz. Diese enorm wichtige Aufgabe übernimmt die Straßenbahn aufgrund des Elektro-Antriebes auch weitestgehend klimaneutral und wegen der überwiegend eigenen Schieneninfrastruktur fast immer pünktlich. Mit rund fünf Millionen Euro unterstützen wir als Land die Mainzer Verkehrsgesellschaft bei der Beschaffung der neuen Straßenbahnfahrzeuge, konkret die innovativen Ansätze, die diese modernen Fahrzeuge mitbringen. Für die Zukunft sehe ich die MVG sehr gut aufgestellt und freue ich mich als ehemalige Verkehrsdezernentin und tägliche Nutzerin des Mainzer ÖPNV schon jetzt darauf, in ein paar Jahren - wie auch ganz viele andere Menschen aus Mainz und Umgebung - selbst in den Genuss der neuen Fahrzeuge zu kommen."
Oberbürgermeister Nino Haase und die Mainzer Umwelt- und Verkehrsdezernentin sowie MVG-Aufsichtsratsvorsitzende Janina Steinkrüger wiesen darauf hin, dass das Mainzer Straßenbahnsystem insgesamt durch diese Investition in neue Straßenbahnen langfristig gestärkt und gesichert wird. "Es ist ein Meilenstein auf dem Weg zum Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs in unserer Stadt und wird zusammen mit dem geplanten Ausbau des Streckennetzes dazu beitragen, dass in den kommenden Jahren noch mehr Menschen auf den ÖPNV umsteigen."
"Mainz ist eine Stadt mit einer reichen Straßenbahntradition und es ist großartig zu sehen, wie dieses Erbe durch moderne, nachhaltige Fahrzeuge weitergeführt wird. Dieser Vertrag ist ein wichtiger Schritt für uns, denn er bedeutet, dass unsere Straßenbahnen nun in der elften deutschen Stadt im Einsatz sein werden. Mit diesem Vertrag und weiteren Projekten im Bereich Oberleitungsbusse und Züge werden unsere Fahrzeuge im ganzen Land präsent sein. Das stärkt unsere Position auf dem deutschen Markt, den wir als unseren Heimatmarkt betrachten. Dieser Vertrag unterstreicht auch unsere führende Rolle als Lieferant von Straßenbahnen für Schmalspurgleise in Deutschland. Wir sind bereit, Mainz mit zuverlässigen Fahrzeugen zu unterstützen, die den Einwohnern viele Jahre lang dienen werden", sagt Jan Christoph Harder, Präsident Region West & Nord der Škoda Group.
Hintergrund
Die Škoda ForCity-ReiheDie MVG hat sich bei der Ausschreibung der neuen Straßenbahnen bewusst für Fahrzeuge mit Drehgestelltechnik entschieden – diese sind im Fahrbetrieb leiser als Fahrzeuge mit starren Radsätzen. Mit dem Modell ForCity Smart von Škoda wurde ein bewährter und zuverlässiger Straßenbahn-Typ gewählt. Seit 2022 wurden bereits 150 dieser Fahrzeuge von Škoda ausgeliefert – unter anderem fahren Bahnen dieses Typs in Mannheim, Bonn und Kassel. In Mainz werden die Fahrzeuge etwa 43,5 Meter lang sein und 5 Doppeltüren für den zügigen Ein- und Ausstieg besitzen. Jede Bahn kann rechnerisch 258 Fahrgäste befördern – davon 96 auf Sitzplätzen. Zum Vergleich: In den mittelfristig vor der Ausmusterung stehenden Hochflurbahnen vom Typ M8C finden etwa 139 Fahrgäste Platz, bei den Niederflur-Straßenbahnen GT6M-ZR sind es 143 Fahrgäste. Die Škoda-Bahnen sind durch den durchgehenden stufenlosen Fahrgastboden barrierefrei und bieten mit ihren großzügigen Multifunktionsbereichen vier Rollstuhlplätze und deutlich mehr Platz für die steigende Zahl von Kinderwagen, Rollatoren und Fahrrädern. Für die Fahrgäste wird es WLAN, USB-Lademöglichkeiten und große Informationsanzeigen geben. Die Bahnen sind klimatisiert, sämtliche Leuchtmittel verfügen über stromsparende LED-Technik. Die genauen Details der Innenraumgestaltung gilt es nun gemeinsam mit Škoda zu definieren und auf die spezifischen Anforderungen und Bedürfnisse der Mainzer Verkehrsgesellschaft und ihrer Fahrgäste anzupassen.



